New work

New Work & Fehlerkultur

Wie sollten wir mit Fehlern umgehen?

Ist es Ihnen auch schonmal passiert, dass Sie eine Abgabe verschwitzt haben oder sich ein fieser Rechenfehler in der Kundenpräsentation eingeschlichen hat? Arbeitstage können aufgrund der zunehmenden Geschwindigkeit im Alltag oder der Umstellung bestimmter Arbeitsprozesse durch die Digitalisierung mitunter stressig und hektisch sein. Da kann es schon mal dem motiviertesten Mitarbeiter:innn passieren, dass versehentlich eine E-Mail ohne Anhang verschickt oder schlichtweg das volle Arbeitspensum unterschätzt wird. – Ups… und jetzt?

Fehler sind menschlich - auch im Job

Auch wenn es niemand gerne zugibt: Jedem passieren Fehler. Überall – das heißt, nicht nur im privaten, sondern auch im beruflichen Kontext. Laut eines Forschungsprojektes des Organisationspsychologens Michael Frese macht der Mensch sogar bis zu 5 Fehler – pro Stunde!

Ein Fehler beschreibt laut des deutschen Dudens

  • eine „Unrichtigkeit“,
  • eine „irrtümliche Entscheidung“
  • „etwas, was falsch ist“
  • „etwas, was vom Richtigen abweicht“

Und sind wir mal ehrlich: wir Menschen scheitern nicht gerne. Kaum jemand wird behaupten, dass er gerne etwas falsch macht. Nicht selten ist Versagen oder fehlerhaftes Verhalten in der Arbeitswelt mit Scham, Angst und Enttäuschung behaftet. Es ist verlockend, den Fehler einfach zu ignorieren; ihn zu verschweigen oder ihn jemand anderes zuzuschieben. Genau so wenig konstruktiv ist es allerdings, Fehler innerhalb der Organisation zu verherrlichen oder sie schön zu reden. Sollten Sie solche Dynamiken in Ihrem Team wahrnehmen, sollten Sie alarmiert sein, denn verheimlichte oder beschönigte Fehler kosten auf lange Sicht viel Zeit, Energie und Geld.

New Work Mindset

Die Organisation des Arbeitsalltags sollte an technologische und gesellschaftliche Entwicklungen angepasst werden, um arbeits- und konkurrenzfähig zu bleiben. Gleiches lässt sich auf den Umgang mit Fehlern ausweiten: Diese sollten in Form einer Fehlerkultur als Teil des New Work-Ansatzes angenommen und in den Arbeitsalltag integriert werden.

New Work bedeutet kreative Prozesse, neue Herangehensweisen und die Selbstverwirklichung der Mitarbeiter:innen zu fördern. Das Verlassen plattgetrampelter Denkpfade bedeutet aber auch, dass Fehltritte und Irrtümer Teil der Reise sind und sich einige Ideen oder Arbeitsansätze rückwirkend als falsch oder fehlerhaft erweisen werden. Es ist deshalb unumgänglich, Fehler als Teil von neuen Arbeitsweisen anzunehmen.

Iterationen und Flexibilität kommen Ihnen bestimmt aus der agilen Arbeitsweise bekannt vor. Hier lassen sich einige Parallelen ziehen: Agile Teams setzen sich Ziele und versuchen diese in einem gewissen Zeitrahmen umzusetzen. Am Ende des gesetzten Zeitraums schauen sie retrospektiv, ob die Ziele erreicht wurden oder bestimmte Tasks gescheitert und/oder offengeblieben sind. Der Blick zurück dient nicht nur zur Leistungsbewertung, sondern auch um zukünftige Arbeit zu planen. Es werden sich Fragen gestellt wie:

  • Was lernen wir retrospektiv von möglichen Ziel-Abweichungen?
  • Sollten wir uns zukünftig mehr oder weniger vornehmen?
  • Gilt es etwas zu verfeinern?
  • Was würden wir zukünftig anders machen?

Nur die ehrliche Reflexion führt im Agilen Arbeiten zum langfristigen und anhaltenden Erfolg.

Schaffen Sie Raum für Fehler

Warum beim Umgang mit Fehlern in Unternehmen eine ähnliche Herangehensweise wie im agilen Arbeiten sinnvoll ist? Weil wir in einem Umfeld, welches vermittelt, dass auch mal etwas schief gehen darf, gleichzeitig die Möglichkeit auf Unternehmensebene schafft, gemeinsam aus dem Fehler zu lernen. Während der oder die „Gescheiterte“ durch das Feedback und die Ratschläge von Kolleg:innen seine Fähigkeiten und Fertigkeiten verbessern kann, gibt die offene Fehlerkommunikation und -reflektion anderen Teammitgliedern die Chance, bereits begangene Fehler nicht zu wiederholen. An neue Situationen und Aufgaben werden sie mit einem größeren Vorwissen herangehen. Ein vertrauensvoller Rahmen, in dem sowohl Angestellte als auch Führungskräfte von Fehlern berichten, sie aufarbeiten und sie gemeinsam korrigieren, ist dabei sehr wichtig.

Trauen Sie sich: Erste Schritte in eine gesunde Fehlerkultur

Im Folgenden haben wir für Sie zusammengefasst, welche Grundpfeiler gesetzt werden müssen, damit Sie eine gesunde Fehlerkultur in Ihrem Team etablieren können und somit ein produktives und fortschrittliches Arbeitsklima schaffen:

  • New Work bedeutet neue Wege betreten: Mitarbeiter:innen in ihrer Selbstständigkeit und Ideen-Entwicklung bestärken
  • Mit gutem Beispiel voran gehen: eigene Fehler und Rückschläge als Führungskraft benennen und die Lehren aus diesen im Team teilen
  • Den Raum für Fehlerbesprechung schaffen: genug Zeit für Feedback einplanen; Routinen und Abläufe schaffen, in denen Fehler besprochen werden können (Retrospektiven, Teamrunden, Workshops zum Fehler-Umgang)
  • Konstruktiv mit Fehlern umgehen & Schuldzuweisungen unterlassen: „Was ist das Positive am Fehler?“ „Was lernen wir daraus?“ „Wie machen wir es zukünftig anders und somit besser?“
  • Fehler als Fehler erkennen und akzeptieren: Manchmal ist ein Fehler auch einfach ein Schritt in die falsche Richtung gewesen; zum Beispiel eine Investition, die sich nicht auszahlt und auch kein Potential hat. So what? Halten Sie nicht zu lange daran fest und vermitteln Sie Ihrem Team, dass auch das in Ordnung ist nach dem Prinzip „Fail fast and often“.

Um es auf den Punkt zu bringen: Ohne Fehler geht es nicht. Weder Sie noch Ihre Kolleg:innen können im Arbeitsalltag Fehler zu 100% vermeiden. Sie haben aber in der Hand, wie Sie mit Missgeschicken und Irrtümern in Ihrem Unternehmen umgehen möchten. Ein New Work Mindset kann Ihnen helfen, das positive und konstruktive Potential von Fehlern persönlich und auch unternehmerisch das Beste herauszuholen.

Marleen Willing

Marleen Willing